Der Freitag neigt sich seinem Ende entgegen, langsam legt sich die Hektik der Woche. Jeder ist mit seinen Gedanken in der freien Zeit des bevorstehenden Wochenendes. Jäh wird diese Ruhe in genau diesen Minuten gegen 18.30 Uhr an diesem Abend zerrissen, als die Sirenen in Thandorf, Utecht und Rieps zu brüllen beginnen: A L A R M !
"Feuer in der Dorfstr. 20 b-g, Personen in Gefahr" gibt die Leitstelle in Schwerin durch. Kaffeetassen fliegen in die Ecke, schnell noch ein Zug an der Feierabendzigarette, Schürzen an den Haken und dann los: Die Feuerwehrkameradinnen und -kameraden der Wehren Rieps-Utecht-Thandorf (kurz: RUTh) stürmen zu den jeweiligen Gerätehäusern. Der Adrenalinspiegel steigt, das Herz klopft aufgeregt und sorgenvoll fragend: Was wird uns erwarten, kriegen wir das in den Griff, wer hilft uns?
Schadenslage zunächst unklar
Vor Ort steigt dichter Rauch aus dem hinteren Carport, Rufe einer Person sind dumpf zu hören. Brand? Verpuffung? Was ist überhaupt passiert? Wie viele Menschen benötigen im herausquellenden Rauch Hilfe? Wie schwer sind eventuelle Verletzungen? Wie schützen wir die nur wenige Meter entfernt stehenden Reetdächer? Was machen wir mit den uns andauernd aufgeregt in die Quere laufenden Personen und zudem noch den Schaulustigen aus der Nachbarschaft? Blitzschnell müssen Entscheidungen getroffen werden, dazu muss auch noch Wasser her (aber woher?), wie bergen wir die verletzte Person?
Der Ernstfall im Training
Erst langsam wird deutlich: Hier ist eine Ernstfall-Übung inszeniert worden, ein Szenario, das jede Minute aber auch Realität werden könnte. Der Puls beruhigt sich ein wenig, dem einen oder anderen geht bestimmt durch den Kopf: Musste das sein? Ja, es musste.
Drei große Reetdachhäuser stehen am südlichen Dorfende auf engem Raum. Noch nie wurde trainiert, wie hier eine Schadenslage zu bekämpfen ist. Erschwert wurde das Szenario durch das Sperren eines Hydranten ("defekt") und durch eine verletzte Person (Gunda Granier), sowie "bestellte" Schaulustige.
Zusammenarbeit stand im Fokus
In der jüngeren Vergangenheit wurde eine enge Zusammenarbeit der drei freiwilligen Wehren festgeschrieben, um eine höhere Einsatzbereitschaft und damit auch Schlagkraft zu erreichen. Diese Einsatzbereitschaft zu gewährleisten ist Pflichtaufgabe der Bürgermeister als jeweilige Dienstherren - und sie ist ein ständiges Sorgenkind in allen Gemeinden. Berufliche Aufgaben der Kameradinnen und Kameraden in großer Ortsferne, kein Nachwuchs, abnehmendes Engagement, aber auch interne, teils "historisch" gewachsene Querelen und Eitelkeiten machen den Verantwortlichen das Leben schwer, alles zusammen steht so manches Mal nicht mehr in verantwortbarem Verhältnis zu den jährlichen Kosten. Zumal auch aberwitzige staatliche Vorgaben ihren Anteil dazu beitragen: Anforderungen werden hoch geschraubt und gleichzeitig die Mittel gekürzt. "Und nun macht mal schön!" dröhnt es aus Schwerin um sich dann wieder in die Wärme ungezählter Arbeitskreise zurück zu ziehen und über neue Erschwerungen nachzudenken.
Zusammen mit Utecht und Rieps haben wir deshalb eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Heute nun galt es die daraus entstehenden Kooperations- und Abstimmungsaufgaben in einer Ernstfallübung zu betrachten. Zusammen mit dem Amtswehrführer Heinz Hinzmann und unserem Wehrführer Jochen Krummsee haben wir auf diesem Hintergrund das heutige Szenario entwickelt, um der Sicherheitsgewährleistungspflicht noch besser nachkommen zu können.
Erste Auswertung noch am Abend
Gleich nach dem Einrücken und der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft haben wir zusammen gesessen, um eine erste Auswertung des Verlaufes vorzunehmen. Im Detail wird diese Übung noch lange nachhallen, schließlich leiten sich aus den Erkenntnissen nun Ausbildungsschwerpunkte und weitere Übungen ab. Bilder von dieser Einsatzübung gibt es hier zu sehen.
An dieser Stelle und schon jetzt DANKE! an alle beteiligten Kameradinnen und Kameraden für den Einsatz. Er trägt dazu bei, dass einige hundert Menschen noch ruhiger schlafen können.
Doch manchem, der den Rauch aufsteigen sah und das Brüllen der Sirenen hörte, wird vielleicht auch etwas flau im Magen und deutlich: Hier sind Menschen freiwillig tätig, um im Fall des Falles mich und mein Hab und Gut zu retten.
Und was tun Sie für die Gemeinschaft?
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